Freitag, 17. November 2023
memories
Smulli ist nicht gesprungen. Er fiel rückwärts aus dem Fenster. Sein Vater hatte 13 Jahre lange geglaubt, er wäre gesprungen. Niemals. Er war 42.
Die Bande um Daniela war nicht ohne. Was hatte sie damit zu tun?
Smulli fand das Haus der eigenen Familie in Finkenkrug toll, dort wäre er gerne geblieben.
Sein Vater gab mir meine eigenen Briefe, von damals. Und einen Brief von Smulli. In dem beschreibt er, wie sehr er mich geliebt hat. Das fand ich krass.
Wäre er mit Tina nicht fremd gegangen, damals, hätten wir nie ein Problem gehabt. Aber ich kam da nicht drüber. nie.
Er lacht sich wahrscheinlich tot darüber, dass ich nach 13 Jahren heulend an seinem Grab sitze.

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Bilder
Ich habe Erinnerungen, wie wir damals in der Wohnung von Batz waren, wie ich ihn rasiert habe, wie ich ihm das Pentagramm auf den Oberarm gepikert habe.
Wie er das letzte Mal bei mir war, in Ragow, es war Silvester, mein Sohn war 5 oder so, die Kinder knallten mit M. im Garten, da stand er da, in seinem Auto, sagte, er würde nach Stuttgart ziehen.
Vorher hatte er mal am Ortrand gestanden in seinem Auto, Friedel und ich fuhren gerade nach Miersdorf wg. Fußball. Ich fand das gruselig.
Einmal stand er vor meiner Tür und wollte mit mir auf ein Konzert gehen. Aber ich konnte das nicht tun. Wegen Friedel. Wie blöd.
Ich hätte gerne gewusst, wie es um Smullis Gesundheit gestanden hat, damals, und zu der Zeit, wo er wieder nach Berlin zurückgekommen war.
Ich hätte gerne mit ihm geredet.
Ich hatte nicht verstanden, wieso er mir, als er in Stuttgart angekommen war, so böse SMS geschrieben hatte. Wirklich böses Zeug. Ich habs nicht verstanden.
Einmal hatte ich ihn in der Reuterstraße besucht, seine Wohnung war so kahl. So kalt.
Als Friedel mich abholte, war Smulli mit unten, nahm mich so halb in den Arm, lächelte und gab mir einen Kuss. Friedel konnte das sehen. Dachte, ich hätte sonstwas mit ihm veranstaltet.

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weiter
Man darf nicht vergessen, dass ich am Ende Angst vor ihm hatte.
2010 war ich schon in Wildau, mit dem Dell am machen und bald verheiratet.
Smulli kam leider nicht zu mir, wir hätten ja reden können.
Ich besuchte seinen Vater, er zeigte mir das Bild, das er von Smulli gemalt hat. Ein schreckliches Bild. Er hatte ihn ohne Hände gemalt, weil er sein Leben nicht im Griff gehabt hatte, sagte er. Aber Smulli hatte es anders im Griff, als er und ich es uns vorstellen. War ja schließlich sein Leben.
Ich besuche sein Grab, so oft ich kann. Aber näher komme ich ihm dadurch nicht.
Ich habe kurz vor der Story alle meine Tagebücher weggeworfen. Sehr schlau. Mies und doof und alles fühlte ich mich.
Batz brachte mir ein paar Fotos vorbei.

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Smulli
Ich erfuhr, dass er in Garmisch gewesen ist, dort gearbeit hat in einem Altersheim oder so, sein Auto verkauft hatte. Seine Stiefmutter, Rizzi, hatte ihm dann eine Wohnung in Berlin besorgt, in der Hedemannstraße.
Vorher war er mit einer Daniela zusammen, beide waren schwer abhängig.
Er soll mit der Polizei zusammen gearbeitet haben, Danielas Ex saß wohl im Knast weil er in Steglitz eine Bank überfallen hatte. Als er wieder draußen war, ist sie gleich wieder zu ihm zurück. Armer Smulli.
Ich saß heulend an seinem Grab und musste mir klarmachen, dass er nie wieder kommt.

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Schock
Der Schock saß tief. Wir hatten uns doch versprochen, mit 60 zusammen Essen zu gehen und uns unser Leben zu erzählen.
Und ich wollte das auch machen.
Ich fand raus, dass Smulli im 2. Stock gewohnt hatte, seine Arme gebrochen waren, sein Schädel wohl auch und er deshalb hirntot gewesen ist. Seine Organe wurden gespendet. Er ist auf dem luisenstädtischen Friedhof am Südstern begraben worden. Ein richtiges Grab. Ich war dem Vater wirklich dankbar. Smullis Todestag war der 5.8.2010.

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Mai 2023
Christian Becker schrieb mir auf StayFriends. Ein Schulkamerad von damals, wir fuhren öfter zusammen nach Hause mit der UBahn, Oskar Helene Heim.
Er sagte, Smulli wäre tot. Laut der Ex von Smulli wäre er aus dem 5. Stock gesprungen, mit Anlauf, während er Schokolade gegessen hatte.
Auch, wenn ich Smulli auf einen anderen Planeten gewünscht hatte, das habe ich nicht geglaubt.
Ich schrieb Alex an, und Batz auch, ich schickte eine Anfrage an das Einwohnermeldeamt. Und ich glaubte es einfach nicht. Schließlich hatte ich ihn ja gesehen, leibhaftig.
Irgendwann rief ich seinen Onkel an, seine Tante war am Telefon. Gab Smullis Vater dann meine Nummer, er rief mich zurück und bestätigte mir, dass Smulli tot ist. Seit 13 Jahren.

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2019
Bevor die Pandemie richtig losging, trugen manche schon Masken in der Bahn. Ich auch. Ich saß mit geschlossenen Augen morgens in der Bahn, ich glaube, November, plötzlich musste ich die Augen aufmachen, da sah ich ihn: Smulli lief durch den Zug, torkelte irgendwie, lief an mir vorbei. Schreck durchfuhr mich. Ich betete, dass er mich nicht erkennt. Mehringdamm stieg er aus, ging auf die andere Bahnsteigseite und stand dort, leicht verwirrt, leicht schwankend. Als wäre er gar nicht richtig hier.
Bis Mai 2023 hatte ich Angst, dass ich ihm nochmal begegnen könnte, Mehringdamm guckte ich manchmal so um mich, ob er da irgendwo ist. Aber ich sah ihn nicht mehr.

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